Über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) informieren sich die Staaten der Europäischen Union und assoziierte Länder gegenseitig über potenziell gesundheitsgefährdende Lebensmittel, Futtermittel und Lebensmittelkontaktmaterialien wie Verpackungen, Geschirr oder Besteck.
Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als nationale Kontaktstelle dazu berichtet, wurden im Jahr 2020 insgesamt 3 862 Original-Meldungen und 11 062 Folgemeldungen über das Behördennetzwerk ausgetauscht. Die Gesamtzahl der Meldungen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (- 4 %). Mehr als 90 % der RASFF-Meldungen betrafen im vergangenen Jahr Lebensmittel, 6 % Futtermittel und rund 3 % Lebensmittelkontaktmaterialien. Rund 23 % der Meldungen hatten einen Bezug zu Deutschland, d. h. das zu beanstandende Produkt wurde in Deutschland hergestellt, nach Deutschland geliefert oder an einer deutschen Grenzkontrollstelle abgewiesen. Deutschland selbst war mit 520 abgesetzten Originalmeldungen im vergangenen Jahr das aktivste Mitgliedsland im RASFF, berichtete das BVL.
Als Ethylenoxid im September 2020 bei einer Sesamlieferung aus Indien nachgewiesen worden war, kam es hierzu in der Folgezeit zu mehr als 300 Warnmeldungen. Allein in Deutschland betrafen rund ein Drittel aller Warnmeldungen (173) diesen Sachverhalt.
Trotz verstärkter Grenzkontrollen auf Grund der Durchführungsverordnung (EU) 2020/1540, nach der bei Sesamsamen aus Indien mit einer Häufigkeit von 50 % Warenuntersuchungen und Nämlichkeitskontrollen beim Eingang in die Union durchzuführen sind, setzte sich die Flut von Warnmeldungen wegen der Gehalte an Ethylenoxid auch in das Jahr 2021 fort. Betroffen war vorwiegend die Produktkategorie „Nüsse, Nussprodukte und Samen“, zu der auch Sesamsamen gehören. Etwa jede vierte Meldung (24 %), bei der ein Vertrieb nach Deutschland gemeldet wurde, entfiel auf diese Kategorie.
Zu den am häufigsten wegen anderer Warngründe (Mykotoxine, Pestizide und Pathogene Mikroorganismen) betroffenen Lebensmittelkategorien im Jahr 2020 nannte der BVL Bericht „Geflügelfleisch und Geflügelfleischererzeugnisse“ (10 %), „Getreide und Backwaren“ (9 %) und „Obst und Gemüse (7 %). Bei den Herkunftsländern führte Indien die Statistik an. Mehr als ein Fünftel der Produkte (23 %), die über das RASFF gemeldet und in Deutschland gehandelt wurden, hatten dort ihren Ursprung. Es folgten Polen (10 %) und Deutschland (9 %).
QUELLE:
- www.bvl.bund.de
Dr. Herbert Otteneder