Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurde im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung um die Bewertung von zwei als Nahrungsergänzungsmittel in Verkehr gebrachten Produkten mit einem Vitamin D Gehalt von 4.000 und 2.000 Internationalen Einheiten (IU) pro Tablette gebeten. Die Tabletten enthielten jeweils 100 μg bzw. 50 μg Vitamin D in Form von Cholecalciferol. Für beide Produkte lautet die Verzehrempfehlung, „täglich 1 Tablette …“. Beim Produkt mit 100 μg Vitamin D wird zusätzlich angegeben, „für Erwachsene und Kinder ab elf Jahren“. Dazu hat sich das BfR in seiner Stellungnahme vom 31.07.2020 wie folgt geäußert:
Vitamin D wird beim Menschen unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet. Im Gegensatz zur körpereigenen Bildung hat die Vitamin D-Zufuhr über die Ernährung nur einen relativ geringen Anteil an der Vitamin D-Versorgung. Eine Überdosierung ist durch die körpereigene Produktion nicht möglich, wohl aber über die Einnahme von hochdosiertem Vitamin D z. B. über bestimmte Nahrungsergänzungsmittel.
Eine Überdosierung führt laut BfR zu erhöhten Kalziumwerten im Blutserum (Hyperkalzämie). Die klinischen Symptome, die beim Menschen mit einer Hyperkalzämie einhergehen, reichen u. a. von Müdigkeit und Muskelschwäche über Erbrechen und Verstopfung bis hin zu Herzrhythmusstörungen und der Verkalkung von Gefäßen. Eine andauernde Hyperkalzämie kann zu Nierensteinen, Nierenverkalkungen und letztendlich zu einer Abnahme der Nierenfunktion führen.
Zusammenfassend stellt das BfR fest, dass die Verwendung von Präparaten mit 100 μg Cholecalciferol bzw. 50 μg Cholecalciferol für die Ergänzung der täglichen Ernährung mit Vitamin D ernährungswissenschaftlich nicht begründbar ist. Auch ohne Sonnenlichtbestrahlung der Haut reicht ein Verzehr von 20 μg Vitamin D am Tag aus, den physiologischen Bedarf zur Erhaltung der Knochengesundheit von 97,5 % der Population zu decken. Bei gelegentlichem Verzehr der beschriebenen hochdosierten Präparate sind gesundheitliche Beeinträchtigungen nach Auffassung des BfR derzeit als unwahrscheinlich anzusehen. Langfristige, tägliche hochdosierte Aufnahme von Vitamin D-Präparaten kann nach aktueller Studienlage ein erhöhtes gesundheitliches Risiko bedeuten.
QUELLE:
- Stellungnahme Nr. 035/2020 des BfR vom 31.07.2020
Dr. Herbert Otteneder