Ökotest untersuchte 20 Konserven mit geschälten Tomaten, acht davon stammten aus Bio-Anbau. Zwei Produkte wurden in Gläser abgefüllt. In allen 18 Dosentomaten wurde Bisphenol A (BPA) in Gehalten gemessen, die Ökotest als "stark erhöht" bewertet. Die beiden Produkte aus dem Glas waren frei von Bisphenol A. Im Gesamturteil schnitt nur ein Produkt mit "gut" ab, eine Konserve wurde als "mangelhaft" bewertet.
Ökotest kritisiert die Ergebnisse unter dem Gesichtspunkt, dass BPA schon Jahrzehnte ein wichtiges Thema sei. Als "endokriner Disruptor" könne die Industriechemikalie das Hormonsystem beeinflussen und werde in der CLP-Verordnung offiziell als "reproduktionstoxisch beim Menschen" eingestuft. Bereits seit einigen Jahren verbesserten Hersteller ihre Dosenlacke wegen der möglichen Migration von BPA ins Lebensmittel. Sämtliche Anbieter versicherten Ökotest, dass sie sogenannte BPA-non-intent-Dosen verwenden, für deren Innenlacke bewusst gar kein Bisphenol A zum Einsatz komme. Doch nur in den einzigen beiden Testprodukten aus dem Glas wurde kein BPA nachgewiesen.
Die Einschätzung dazu, in welch winzigen Mengen BPA bereits ein Risiko für die Gesundheit darstelle, habe die Industrie laut Ökotest überholt. Denn im April 2023 hat die EFSA in einem Gutachten den "Tolerable Daily Intake" (TDI) von Bisphenol A abgesenkt: Seither liege die unbedenkliche Tagesdosis der Chemikalie bei nur noch 0,2 Nanogramm/Kilo (ng/kg) Körpergewicht, also 20.000-fach niedriger als der zuletzt 2015 festgelegte TDI. Ein TDI sei laut Ökotest jedoch noch kein rechtlich bindender Grenzwert. Die gefundenen BPA-Gehalte bewegten sich alle innerhalb des derzeit geltenden Migrationsgrenzwerts, der vorschreibt, welche Menge der Chemikalie maximal aus einer Verpackung ins Lebensmittel übergehen darf. Im Test orientierte sich Ökotest allerdings bereits an den aktuellen Empfehlungen für eine Tageshöchstdosis und zogen für deren Überschreitung zwei Noten ab. Ökotest nehme damit die neuen Daten zur immunologischen Wirkung von Bisphenol A ernst und befürworte den vorsorgeorientierten Ansatz der EFSA.
QUELLE:
- Meldung Ökotest vom 14.07.2023
Dr. Greta Riel