Dioxine und dioxinähnliche PCB (dl-PCB) sind Schadstoffe, die infolge von Verbrennungsprozessen und Industrieemissionen in der Umwelt vorkommen. Dort verbleiben sie und können in die Lebensmittelkette gelangen und sich dort anreichern. Demzufolge sind Dioxine und PCB in geringen Mengen in vielen Lebensmitteln nachweisbar. Eine längerfristige Exposition gegenüber diesen Substanzen hat erwiesenermaßen eine Reihe von negativen Auswirkungen auf das Nerven-, Immun- und Hormonsystem und beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit. Außerdem können diese Substanzen Krebs verursachen. Ihre Persistenz und die Tatsache, dass sie sich in der Nahrungskette (insbesondere in tierischen Fetten) anreichern, geben daher Anlass zu Sicherheitsbedenken.
Verschiedene Organisationen haben bereits Risikobewertungen zu Dioxinen vorgenommen, was zu unterschiedlichen Empfehlungen hinsichtlich unbedenklicher Konzentrationen (sogenannten „gesundheitsbasierten Richtwerten“) führte. Unter anderem hat der Wissenschaftliche Ausschuss „Lebensmittel“ der Europäischen Gemeinschaft (SCF) 2001 eine tolerierbare wöchentliche Aufnahme (TWI) von 14 pg WHO-TEQ/kg Körpergewicht für Dioxine und dioxinähnliche PCB (dl-PCB) abgeleitet.
Auf Grund eines Ersuchens der Europäischen Kommission befasste sich die EFSA mit den Richtwerten des SCF aus 2001. Das Expertengremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat dazu die erste umfassende Bewertung der Behörde zu Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier durch Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebens- und Futtermitteln erstellt, im Juni 2018 abgeschlossen und im Journal der EFSA veröffentlicht. Auf Grund ihrer Untersuchungen leitete das Gremium für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln eine neue tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (Tolerable Weekly Intake – TWI) von 2 Pikogramm pro Kilogramm Körpergewicht ab. Der neue TWI-Wert ist siebenmal niedriger als die vom ehemaligen Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission im Jahr 2001 festgelegte tolerierbare Aufnahmemenge. Die Hauptgründe für die Absenkung des Werts waren das Vorliegen neuer epidemiologischer und experimenteller Tierdaten zur Toxizität dieser Substanzen sowie verfeinerte Modellierungsverfahren zur Prognose der Konzentrationen im menschlichen Körper im Zeitverlauf. Bei Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen waren die durchschnittliche und die hohe Exposition bis zu fünfmal bzw. 15-mal so hoch wie der neue TWI-Wert. Bei Kleinkindern und anderen Kindern bis 10 Jahre war ein ähnlicher Überschreitungsbereich des TWI zu verzeichnen. Bei den meisten Altersgruppen in europäischen Ländern erfolgt die durchschnittliche ernährungsbedingte Exposition hauptsächlich über Fisch (insbesondere fettreiche Fischsorten), Käse und Fleisch.
QUELLEN:
• www.efsa.europa.eu (Start > Nachrichten > Dioxine und verwandte PCB: tolerierbare Aufnahmemenge aktualisiert) vom 20.11.2018
• www.efsa.europa.eu (Start > Nachrichten > Neue Risikobewertung zu Dioxinen geplant, so EFSA) vom 29.05.2015
• Risk for animal and human health related to the presence of dioxins and dioxin-like PCBs in feed and food; EFSA Journal 2018;16(11):5333
Dr. Herbert Otteneder