Herkunftsangaben sind für Nahrungsergänzungsmittel nicht vorgeschrieben. Drucken die Firmen aber freiwillig einen Hinweis zur Herkunft auf, darf dieser nicht täuschen. Für Angaben wie „made in Germany“ oder „hergestellt in Deutschland“ bedeutet das: Stammen die Hauptzutaten nicht aus Deutschland, müssen die Hersteller dies explizit dazuschreiben.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) nahm im Marktcheck 75 Nahrungsergänzungsmittel unter die Lupe, die eine Herkunft aus Deutschland nahelegten – entweder in Form einer deutschen Flagge oder explizit mit einem Hinweis wie „made in Germany“ oder „hergestellt in Deutschland“. Das Ergebnis: Bei Dreiviertel (75 Prozent) der Produkte machten die Firmen trotz der Deutschland-Werbung keine Angaben zur Herkunft der Hauptzutaten („Primärzutaten“). Dies sei aber nur zulässig, wenn die Hauptzutaten, beispielsweise Vitamine, Mineralstoffe oder Pflanzenextrakte, tatsächlich aus Deutschland stammen. Doch das sei den Expert:innen zufolge zweifelhaft.
Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW werden die wenigsten Vitamine, Mineral- und Pflanzenstoffe in Deutschland produziert. Vielmehr komme sehr vieles aus asiatischen Laboren. Als Beispiel nennen die Expert:innen „natürliches Vitamin aus Acerola“. Dieses könne unmöglich aus Deutschland stammen, da hierzulande keine Acerolakirschen angebaut würden.
Doch was sollen Angaben wie „hergestellt in Deutschland“ überhaupt vermitteln? Wörtlich genommen bedeutet dies, dass die Herstellung des Mittels in Deutschland stattgefunden hat. Da Behörden immer wieder vor unseriösen oder gar gesundheitsschädlichen Nahrungsergänzungsmitteln aus dem Internet warnen, können die Angaben bei Kaufinteressierten Vertrauen wecken. Es ist aber möglich, dass die Herstellerfirma die Zutaten beispielsweise in Asien eingekauft und anschließend in Deutschland zu einem Nahrungsergänzungsmittel weiterverarbeitet hat. Welche Sicherheitsstandards oder Arbeitsbedingungen bei der Herstellung der Zutaten im Ausland eingehalten wurden, bleibt im Dunkeln.
Quelle: Meldung lebensmittelklarheit.de vom 09.04.2024
Dr. Greta Riel