Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erstellte auf Anforderung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Studie zum Vorkommen von Mikroplastik in Fischereierzeugnissen aus dem Meer. Die Behörde definiert Mikroplastik als eine heterogene Mischung aus verschieden Partikeln in Form von Fragmenten, Fasern, sphärischen Teilen, Körnern, Pellets, Flocken oder Perlen in der Größe von 0,1 bis 5 000 µm. Es wird unterschieden zwischen primärem und sekundärem Plastik. Primäres Mikroplastik ist solches, das unmittelbar entsteht, sekundäres Mikroplastik dagegen wird durch den Abbau größerer Plastikteile erzeugt.
Laut EFSA zeigen verfügbare Studien, dass die Resorption im Darm sehr gering zu sein scheint (Ergebnisse aus Nagerstudien). Nur Mikropartikel kleiner als 150 µm können die Darmbarriere überwinden und nur Mikropartikel kleiner als 1,5 μm tiefer gelegene Organe erreichen. Ergebnisse aus Humanstudien liegen derzeit nicht vor.
Untersuchungen des BfR an Kulturen menschlicher Darmepithelzellen sowie im Tierexperiment zeigten, dass Kunststoffpartikel bis zu einem Durchmesser von ca. 4 μm in der Zellkultur von Epithelzellen der Darmwand aufgenommen werden können. Tierversuche ergaben jedoch, dass trotz der Verabreichung sehr großer Mengen Kunststoffpartikel in der Größe von 1 – 10 μm, diese nur vereinzelt in den untersuchten Darmepithelzellen zu finden waren. Zur Frage, ob sich Mikrokunststoffpartikel im Körper ablagern können, liegen dem BfR keine Erkenntnisse vor. Weiter stellte das BfR fest, dass Quellen für Mikroplastikpartikel-Einträge in die Umwelt und in die Nahrungskette vielfältig sind. Allgemeingültige Empfehlungen für Schutzmaßnahmen sind derzeit nicht formulierbar. Die Beurteilung eines gesundheitlichen Risikos für den Menschen durch den Verzehr von mit Mikroplastikpartikeln verunreinigten Lebensmitteln ist laut BfR derzeit nur eingeschränkt möglich.
Sowohl EFSA als auch BfR sehen großen Forschungsbedarf zur Frage, ob bzw. unter welchen Bedingungen Mikroplastikpartikel ein mögliches Gefährdungspotential haben können. Eintrittspfade für Mikroplastikpartikel in die Umwelt und die Nahrungskette müssen weiter erforscht werden und nach Lösungen zur Vermeidung von Einträgen muss gesucht werden.
QUELLEN:
• Mitteilung Nr. 033/2018 des BfR vom 29. Oktober 2018: Gibt es ein Gesundheitsrisiko für den Menschen durch Mikroplastik? Mehr Forschung und wissenschaftliche Daten notwendig
• EFSA Journal 2016;14(6):4501; Presence of microplastics and nanoplastics in food, with particular focus on seafood
Dr. Herbert Otteneder (siehe auch Food & Recht, 1/2019)