In der Fachzeitschrift Foods (Chhalliyil et al. 2020) wurde eine Methode veröffentlicht, mit der es laut Angaben der Autoren, erstmals gelungen sei, spezifisch nachzuweisen, dass eine Pflanze mittels Genom-Editierung genetisch verändert wurde. Die Studie wurde an in den USA von der Firma Cibus US LLC vermarkteten herbizidtoleranten Rapslinien durchgeführt, die mit der Oligonukleotid-gesteuerten Mutagenese (ODM) erzeugt worden sein sollen.
Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und Greenpeace fordern die deutschen Behörden auf, das neue Nachweisverfahren unverzüglich in der Lebens- und Futtermittelkontrolle einzusetzen, um eine illegale Kontamination von Importen mit Pflanzen aus der neuen Gentechnik zu verhindern.
Auch der Agrarsprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, verlangte eine sofortige Anwendung des Nachweisverfahrens bei Lebens- und Futtermittelkontrollen. Zugleich sollte laut Häusling der Biotechnologieindustrie zur Auflage gemacht werden, schnellstens auch für andere geneditierte Pflanzen Nachweisverfahren zu entwickeln.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sieht die veröffentlichte Methode, welche in der Lage sei, geneditierte Organismen nachzuweisen, kritisch. Das Amt hat die dazu veröffentlichten Daten gründlich überprüft und kam zu folgendem Ergebnis:
Das beschriebene Verfahren kann zwar spezifisch eine Punktmutation nachweisen. Es kann aber nicht feststellen, ob diese in einer der untersuchten Rapslinien tatsächlich durch Genom-Editierung entstanden ist. Zusammenfassend stellt das BVL fest, dass ein gerichtsfester Befund bei amtlichen Kontrollen von Lebensmitteln und Futtermitteln auf unbeabsichtigte Anteile von GVO durch Genom-Editierung mit dieser Methode alleine nicht möglich ist.
QUELLEN:
- www.bvl.bund.de (Startseite > Arbeitsbereiche > Gentechnik > Fachmeldungen > Neue Nachweismethode verspricht spezifische Detektion genom-editierter Rapslinien – was kann das Verfahren tatsächlich leisten?) vom 09.09.2020
- www.wochenblatt.com (Start > Landwirtschaft > Open-Source-Verfahren für gentechnisch veränderte Pflanze) vom 08.09.2020
- www.topagrar.com (Start > Acker & Agrawetter > News > Grain Club: "Nachweis von Genome Editing weiterhin nicht möglich") vom 16.09.2020
- www.transgen.de (Start > Forschung > Europas Dilemma mit genom-editierten Pflanzen: Verboten, aber nicht nachweisbar) vom 08.09.2020
Dr. Herbert Otteneder (Food & Recht, 11/2020)