Verschiedene Interessengruppen und Unternehmen fordern die EU-weite Einführung der zusätzlichen Nährwertkennzeichnung mittels „Nutri-Score“. In einem gemeinsamen Brief unterstreichen Vertreter aus dem LEH und der Lebensmittelindustrie die Bedeutung des Labels für die Gesundheit der Bevölkerung. Zu den insgesamt 40 Unterzeichnern des Briefs an EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides zählen, wie die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet, nicht nur der europäische Verbraucherverband oder Professor Serge Hercberg, geistiger Vater des Modells, sondern etwa auch Danone, Nestlé, die Kaufland- und Lidl- sowie die Rewe-Group.
Auf Nachfrage durch die LZ, verwiest eine Kommissionssprecherin die LZ auf die noch ausstehende Strategie "Vom Hof auf den Tisch – Für nachhaltige Lebensmittel" (From Farm to Fork/F2F). Hierin werde man auch untersuchen, wie Verbraucher besser über die Nährwerte informiert werden können. Es soll auch ein Bericht über schon bestehende Verwendungen von Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite veröffentlicht werden, über die Auswirkungen auf den Binnenmarkt und die Zweckmäßigkeit einer weiteren Harmonisierung. Die Strategie werde voraussichtlich im ersten Halbjahr angenommen.
Wie die LZ weiter berichtet hat die Europäische Bürgerinitiative "Pro-Nutriscore" ihr Ziel nicht erreicht. Die Initiatoren forderten die Europäische Kommission auf, Nutri-Score europaweit vorzuschreiben. Dazu hätten hätten nach Ablauf der Frist zum 8. Mai 2020 eine Million Bürger das Petitum unterzeichnen müssen. Da bis zum 20. April die Initiative gerade 120 000 Unterstützer fand, zogen die Initiatoren die Petition zurück.
Frankreich hat bereits 2017 die zusätzliche Nährwertkennzeichnung mit Nutri-Score eingeführt. Auch Belgien, Spanien, Portugal, Schweiz und Luxemburg nutzen das Label. Dem Beispiel will Deutschland nun im Jahr 2020 folgen. Mit dem Referentenentwurf zur „Ersten Verordnung zur Änderung der Lebensmittelinformations-Durchführungsverordnung“ hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Einführung von Nutri-Score bei der Europäischen Kommission notifiziert. Der Entwurf sieht vor, dass der Verantwortliche nach Artikel 8 Absatz 1 oder Absatz 4 Satz 2 der Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 Lebensmittel mit dem Nutri-Score-Kennzeichen in den Verkehr bringen kann. Bei dieser ergänzenden Nährwertkennzeichnung werden günstige Nährwertelemente (wie Ballaststoffe, Proteine sowie generell Obst, Gemüse und Nüsse) und ungünstige (Zucker, gesättigte Fettsäuren, Kochsalz) gegeneinander verrechnet. Der Wert des Lebensmittels wird in fünf Stufen mit Buchstaben von A (günstig) bis E (ungünstig), die jeweils farblich von grün bis rot unterlegt sind, dargestellt. Die Verwendung der zusätzlichen Kennzeichnung ist freiwillig.
QUELLE:
- Lebensmittelzeitung vom 08.05.2020:
Dr. Herbert Otteneder