Laut Stiftung Warentest ist Olivenöl ein kostbares Handelsgut und von daher eines der meistverfälschten Lebensmittel. Mit einer Testserie an 19 Olivenölen der Qualitätsstufe „nativ extra“, darunter 12 Bio-Erzeugnisse, ging Warentest der Frage nach, inwieweit die strengen Qualitätskriterien für die sensorische Beschaffenheit der Öle erfüllt waren.
Die sensorische Prüfung muss nach den Vorgaben des Internationalen Olivenölrates in Madrid und der Verordnung (EWG) Nr. 2568/91 über die Merkmale von Olivenölen und Oliventresterölen erfolgen. Die Prüfung wird von einem akkreditierten Panel durchgeführt. Es besteht aus mindestens 8 bis12 erfahrenen und geschulten Mitgliedern. Die Beurteilung erfolgt mit festgelegten Begriffen. Fehler sind z.B. „stichig“, „modrig“, oder „ranzig“.
Vier Erzeugnisse bewertete das von Warentest mit der Prüfung beauftragte Panel als „ranzig“ und damit sensorisch fehlerhaft. Die Olivenöle durften nach Auffassung der Tester nicht mit dem Qualitätshinweis „nativ extra“ bezeichnet werden. Das Magazin wertete die Erzeugnisse als „mangelhaft“ ab.
Die weiteren Prüfungen betrafen die Qualitätskriterien der Verordnung über die Merkmale von Olivenölen und Oliventresterölen sowie die Prüfung auf Authentizität. Diesbezügliche Hinweise auf Verfälschungen mit anderen minderwertigen Pflanzenölen oder unzutreffende Angaben zur Herkunft ergaben sich nicht.
Zwei Olivenöle waren mit 27 bzw. 34 mg/kg gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH und MOSH-ähnliche Substanzen) belastet. Für MOSH gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte. Das Magazin verweist auf Orientierungswerte für pflanzliche Speiseöle von 13 mg/kg (siehe Quellen), die hier überschritten waren. Weiter wurden aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen, die deutlich über der Bestimmungsgrenze von 2 mg/kg lagen. Einige Verbindungen aus dieser Stoffgruppe stehen im Verdacht krebsauslösend zu sein.
In den 12 Bio-Ölen wie auch den konventionellen Erzeugnissen konnten keine Pestizidrückstände nachgewiesen werden.
Das Magazin verwies auf die in Olivenölen enthaltenen gesundheitsfördernden Stoffe, wie den hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren (40 %) und an Polyphenolen. In keinem Fall machten die Olivenöle von dem nach der Verordnung (EU) Nr. 432/2012 zugelassen Heath-Claim „Olivenöl-Polyphenole tragen dazu bei, die Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen“ Gebrauch. Dies, obwohl bei fast allen Ölen die Voraussetzungen hierfür gegeben waren.
QUELLE:
- test, Ausgabe 10/2022, S. 10 ff
- Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz, Arbeitsgruppe Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände, Wein und Kosmetika (ALB) Lebensmittelverband Deutschland e. V. (Stand August 2021)
Dr. Herbert Otteneder