„Ob Nikolaus oder Weihnachtsmann – in Schokolade gegossen machen die Rotmützen keine besonders gute Figur. Mineralölbestandteile verderben uns den Appetit auf die vorweihnachtliche Süßigkeit.“ Mit dieser negativen Botschaft trübt das Magazin Öko-Test den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Vorweihnachtsfreude.
Die von Öko-Test in Auftrag gegebene Untersuchungsserie von Schokoladen-Weihnachtsmännern und –Nikoläusen hat in allen 23 Exemplaren dieser saisonalen Süßigkeit hat Rückstände an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) ergeben. Darunter waren 7 mit „leicht erhöhten“ Gehalten (1 bis 2 mg/kg), 13 mit „erhöhten“ (2 bis 4 mg/kg) und 3 mit „stark erhöhten“ Gehalten (mehr als 4 mg/kg). Die Verbindungen reichern sich im Körper an und sind dort die vermutlich größte Verunreinigung. Die Folgen daraus sind noch unklar.
Es gibt für MOSH keine gesetzlich geregelten Höchstwerte sondern nur Orientierungswerte der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz Arbeitsgruppe Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände, Wein und Kosmetika (ALB) und dem Lebensmittelverband Deutschland e. V., die nicht überschritten werden sollten. Bei zwei Nikoläusen lag der Gehalt an MOSH sogar über dem für Süßwaren (Zuckerwaren außer Kaugummi), Schokolade und kakaobasierte Süßwaren geltenden, sehr großzügigen Orientierungswert von 9 mg/kg.
Als besonders bedenklich hält das Magazin den Nachweis von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) in drei Produkten. Unter dieser Verbindungsgruppe können sich krebsauslösende Stoffe befinden. Zumindest hat der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit (SC PAFF) aktuell eine EU-weite, harmonisierte Vorgehensweise für den Umgang mit Befunden von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln veröffentlicht: Lebensmittel mit MOAH-Gehalten oberhalb definierter LOQs sollen zurückgezogen bzw. vom Markt genommen werden. Als analytische Bestimmungsgrenze (LOQ) gelten 0,5; 1 oder 2 mg/kg jeweils abhängig vom Fettgehalt des Lebensmittels.
Die Ursachen für den Eintrag der Mineralölkohlenwasserstoffe sind laut Öko-Test vielfältig. Generell lässt sich sagen: Überall, wo Lebensmittel mit Schmierölen in Kontakt kommen, sind Verunreinigungen möglich. Bei Schokolade etwa können Kakaobohnen durch Schmieröle an Erntemaschinen verunreinigt werden oder beim Transport in Sisal- und Jutesäcken, die mit Mineralölen behandelt sind. Abgesehen davon kommen Mineralöle flächendeckend in der Umwelt vor.
QUELLE:
- ÖKO-TEST Ausgabe 12/2022 S. 118 ff
- CIRCABC: Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed Section Novel Food and Toxicological Safety of the Food Chain 21 April 2022
- Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.11.2022 S.8
Dr. Herbert Otteneder