Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gibt es mehrere Gründe, die für eine Ernährung sprechen, die zum Teil aus Insekten besteht: Sie sind reich an Protein, sie sind leichter zu züchten als andere Nutztiere und sie weisen eine deutlich günstigere Klimabilanz auf, als andere tierische Produkte. Somit könnten sie, bei einem weiteren Anstieg der Weltbevölkerung, einen Beitrag gegen Unter- und Mangelernährung in einigen Regionen der Welt leisten.
In der Europäischen Union sind bisher Mehlwürmer (Tenebrio molitor im Larvenstadium), getrocknet, die Europäische Wanderheuschrecke (Locusta migratoria), getrocknet, gefroren oder gemahlen und die Hausgrille (Acheta domesticus), gefroren, getrocknet und pulverförmig als neuartige Lebensmittel zugelassen. Voraussetzung für eine Zulassung ist ein wissenschaftliches Gutachten zur Sicherheit durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
Generell besteht hinsichtlich gesundheitlicher Beeinträchtigungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern durch den Verzehr von essbaren Insekten nach Auffassung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) noch erheblicher Forschungsbedarf. Das BfR hat deshalb zur Aufklärung des Kontaminationsstatus von Insekten gemeinsam mit der Jomo Kenyatta Universität ein dreijähriges Projekt „ContamInsect“ gestartet. Im ersten Projektteil wird untersucht, inwieweit die Insekten mit unerwünschten Stoffen wie Dioxinen, polychlorierten Biphenylen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen oder mit Schimmelpilzgiften, wie z. B. Aflatoxinen, belastet sind. Dafür werden in Kenia gesammelte Insekten in den Labors des BfR in Berlin analysiert.
In einem weiteren Projektteil erfolgt ein Fütterungsexperiment mit aflatoxinhaltigem Getreide und den Larven der schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) in Kenia. Das feuchtwarme Klima Kenias bietet einen idealen Nährboden für aflatoxinproduzierende Schimmelpilze, die einen großen Teil der Ernte ungenießbar machen. Chemische Analysen sollen zeigen, ob Larven, die verschimmeltes Getreide fressen, Aflatoxine wieder ausscheiden. So könnte aflatoxinbelastetes Getreide in Biomasse von Insekten und damit in hochwertiges Eiweiß überführt werden.
QUELLE:
- Mitteilung Nr. 06/2022 des BfR vom 02.02 2022
Dr. Herbert Otteneder