Vor Tiefkühlhimbeeren wurde in jüngster Vergangenheit mehrfach im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF und auf der Internetplattform Lebensmittelwarnung.de gewarnt, weil sie mit Krankheitserregern verunreinigt waren. Himbeeren können auch mit Pestiziden belastet sein sowie mit Rückständen von Desinfektionsmitteln. Das Magazin ÖKO-Test nahm dies zum Anlass mit einer aktuellen Untersuchungsserie an Proben aus dem Handel sich ein Bild von der derzeitigen Situation zu verschaffen.
Das Magazin ließ insgesamt 16 Proben, darunter 7 Bio-Erzeugnisse untersuchen. Das erfreuliche Ergebnis: In keiner der untersuchten 16 Proben wurden die Krankheitserreger Noroviren und Hepatitis A-Erreger festgestellt. Auch Rückstände an Chlorat und Perchlorat konnten nicht nachgewiesen werden. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurden Chlorate in der Vergangenheit zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Sie sind jedoch In der EU nicht mehr gestattet. Chlorat kann jedoch bei der Verwendung von chlorhaltigen Substanzen zur Reinigung oder Desinfektion als Nebenprodukt entstehen und bei Kontakt von Lebensmitteln auf dieses übergehen. Auch der Übergang von Perchlorat auf Lebensmittel ist auf diese Weise möglich.
Erwartungsgemäß konnten in den Bio-Erzeugnissen keine Pestizidrückstände nachgewiesen werden. Bei den konventionell erzeugten Himbeeren wiesen fünf Erzeugnisse zwischen 3 und 4 verschiedene Pestizidwirkstoffe in Spuren auf. Bei den übrigen 4 Erzeugnissen traten Spuren zwischen 5 und 9 verschiedenen Pestiziden auf. Darunter konnten bei zwei Proben das bienengiftige Acetamiprid, das in Frankreich nicht mehr zugelassen ist und Captan auf. Captan ist in der EU als Pflanzenschutzmittelwirkstoff nicht mehr zugelassen, weil es krebserregend wirkt. ÖKO-Test weist jedoch darauf hin, dass die festgestellten Mengen so gering waren, dass für Verbraucherinnen und Verbraucher keine Gefahr besteht. Die Häufung von bis zu 9 Wirkstoffen sieht ÖKO-Test allerdings kritisch. Mögliche gesundheitliche Risiken durch Wechselwirkungen sind noch weitgehend unerforscht. Auch über das Zusammenwirken der Stoffe im Ökosystem ist wenig bekannt.
Von den untersuchten Himbeeren stammten 11 Proben aus Serbien, je zwei aus Polen und Bulgarien sowie eine aus Polen und der Ukraine. Überwiegend handelte es sich um die Sorte Willamette.
QUELLE:
- ÖKO-TEST Ausgabe 12/2020 S. 44 ff
Dr. Herbert Otteneder