Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichte zum 12.11.2018 den Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2017. Danach haben die Überwachungsbehörden der Bundesländer für insgesamt 6 922 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette genommen und auf das Vorkommen der wichtigsten über Lebensmittel übertragbaren Erreger untersucht. Außerdem wurden 2 414 Bakterien-Isolate gewonnen und in den Nationalen Referenzlaboratorien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergehend charakterisiert und auf ihre Resistenz gegen ausgewählte Antibiotika untersucht.
In 12,2 % der Proben von streichfähigen Rohwürsten wurden Listeria monocytogenes nachgewiesen. Dabei fielen zwei Proben mit Keimgehalten auf, die eine potenzielle Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellen (220 bzw. 550 koloniebildenden Einheiten pro Gramm – KbE/g). Nach Auffassung des BVL machen die Ergebnisse deutlich, dass streichfähige Rohwürste ein Risiko für eine Infektion des Menschen mit Listeria monocytogenes darstellen. Zwar treten Infektionen mit Listerien im Vergleich zu Salmonellen- und Campylobacter-Infektionen seltener auf, spielen aber aufgrund der Schwere der Erkrankung, die sie auslösen können, eine wichtige Rolle. Das BVL rät daher empfindlichen Verbrauchergruppen streichfähige Rohwürste nicht zu verzehren.
Die Nachweisrate von Campylobacter spp. in Proben von frischem Hähnchenfleisch lag bei 51,5 % und damit auf demselben Niveau wie in den Jahren zuvor (2014: 54,0 % und 2016: 47,2 % positive Proben).
Mit 0,7 % positiver Proben wurden Salmonellen in Hackfleischproben deutlich seltener nachgewiesen als in den Vorjahren (2009: 5 % und 2011: 1,3 % positive Proben). Auch Schweineschlachtkörper waren mit 2,9 % positiver Proben tendenziell seltener mit Salmonella spp. kontaminiert als im Zoonosen-Monitoring der Vorjahre (2011: 4,0 % und 2015: 4,5 % positive Proben). Das BVL vermutet, dass dies möglicherweise mit Verbesserungen bei der Schlachthygiene im Zusammenhang steht,
Shigatoxin-/verotoxinbildende E. coli (STEC/VTEC) können akute Darmentzündungen (EHEC) hervorrufen, mit z. T. schwerem Verlauf. Die Untersuchungen zeigen eine hohe Belastung beim Fleisch von Wildwiederkäuern mit 29,8 % positiver Proben mit STEC/VTEC. Die STEC/VTEC-Nachweisrate in Proben von frischem Kalb- und Jungrindfleisch lag dagegen bei nur etwa 6,3 %. Das BVL vermutet, dass die hohe Kontaminationsrate bei Wild mit den schlecht kontrollierbaren Bedingungen bei der Wildfleischgewinnung im Zusammenhang steht. So können z:B. durch eine Schussverletzung des Darms Zoonoseerreger auf das Fleisch übertragen werden.
In Proben von Tatar/Schabefleisch wurden STEC/VTEC zu 3,5 % nachgewiesen. Da beides roh verzehrt wird, ist dieser Befund besonders problematisch.
Der Anteil resistenter E. coli-Isolate bei Mastschweinen hat sich im Vergleich zum Zoonosen-Monitoring 2015 verringert. Bei Bakterien von Mastkälbern/Jungrindern wurden keine Verbesserungen beobachtet. Auch die Nachweisrate von ESBL/AmpC-bildenden E. coli („Extended-Spektrum Beta-Laktamase/ AmpC Beta-Laktamasen) im Blinddarminhalt von Mastkälbern und Jungrindern am Schlachthof ist mit 68,0 % erneut sehr hoch und gegenüber dem Zoonosen-Monitoring 2015, in dem 60,6 % der Proben positiv für ESBL/AmpC-bildende E. coli waren, gestiegen. Bei Salmonella-Isolaten aus der Lebensmittelkette Mastschweine traten vereinzelt Resistenzen gegenüber Fluorchinolonen (Ciprofloxacin), Cephalosporinen der 3. Generation und Colistin auf.
Das Zoonosen-Monitoring wird von den Behörden der Bundesländer seit dem Jahr 2009 bundesweit einheitlich jährlich im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse werden vom BVL gesammelt und ausgewertet. Der aktuelle, ausführliche Bericht für 2017 kann auf der Homepage des BVL heruntergeladen werden.
QUELLEN:
• www.bvl.bund.de (Startseite > Presse / Infothek > Für Journalisten > Presse- und Hintergrundinformationen > Rohwürste können Krankheitserreger enthalten) vom 12.11.2018
• Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Report 13.2 Berichte zur Lebensmittelsicherheit Zoonosen-Monitoring 2017
Dr. Herbert Otteneder