Das Landesuntersuchungsamt (LUA) stellt die Ergebnisse der Weinüberwachung in Rheinland-Pfalz vor. Danach haben die Weinkontrolleure insgesamt 4 698 Kontrollen in den Betrieben der Weinwirtschaft durchgeführt. Die lebensmittelchemischen Sachverständigen untersuchten und beurteilten 3 881 Proben Wein, Schaumwein und aromatisierte weinhaltige Getränke.
Insgesamt mussten 9,3 % der Proben nach den Ergebnissen der Laboruntersuchungen beanstandet werden. Beim deutlich überwiegenden Teil handelte es sich um bezeichnungsrechtliche Verstöße. Die schwerwiegenden Fälle (2,2 %) betrafen nicht eingehaltene Grenzwerte und unzulässige Weinbehandlungen.
Dazu einige Beispiele:
In Dornfelder Weinen eines Herstellerbetriebs wurde sensorisch und analytisch Aroma nachgewiesen. Da der Betrieb in größerem Umfang auch zugekaufte Aromen legal zur Herstellung von Likören verwendet, blieb die Frage offen, ob Aroma zugesetzt oder durch Kontakt mit anderen Herstellungsbereichen des Betriebs verschleppt wurde. Angaben zur Art des verwendeten Aromas enthält der Bericht nicht.
In einem spanischen Wein fand man, neben dem in der Lebensmittelindustrie für Aromen verwendeten Trägerstoff Triacetin, Gamma-Lactone, d.h. synthetisch hergestelltes Aprikosen- bzw. Pfirsicharoma. Die zuständigen Behörden im betroffenen Mitgliedstaat wurden über das Europäische Netzwerk für Amtshilfe und Zusammenarbeit hinsichtlich betrügerischer und irreführender Praktiken (AAC-FF) informiert. Auch ein als Krimsekt bezeichneter Schaumwein war mit synthetisch hergestelltem Gamma-Lacton sowie
ß-Ionon aufgepeppt. Er präsentierte sich mit einer deutlichen Beerennote.
In einem weiteren Fall hatte ein Winzer einen 2017-er Dornfelder zu hoch mit Zucker angereichert. Außerdem wurde festgestellt, dass Weinen aus diesem Betrieb Wasser zugesetzt worden war.
Beanstandet wurde ein aromatisierter weinhaltiger Cocktail, der durch seine Aufmachung den Eindruck erweckte, er sei ausschließlich mit natürlichen Pfirsichprodukten hergestellt worden. Die Untersuchung ergab, dass das nicht zutraf. Vielmehr wurden Aromastoffe in deutlichen Mengen zugesetzt.
Die durchgeführten Untersuchungen des LUA erstreckten sich auch auf Schwermetalle, Spurenelemente, Pflanzenschutzmittel und allergieauslösende Inhaltsstoffe. Die Ergebnisse waren unauffällig.
Die Mehrzahl der Beanstandungen betrafen Mängel in der Kennzeichnung, wie die Angabe eines falschen Alkoholgehalts, unzutreffende Geschmacksangaben (z.B. trocken oder halbtrocken), unzutreffende Angaben der Rebsorte oder unzureichende Hinweise auf allergieauslösende Stoffe.
QUELLE:
- Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz: Bilanz der Weinüberwachung 2021: Dauerthema Aromatisierungen, 19.10.2022
Dr. Herbert Otteneder