Nachweis von Lebensmittelbetrug und Fälschung
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Nachweis von Lebensmittelbetrug und Fälschung

Lebensmittelbetrug, neudeutsch auch als „Food Fraud“ bezeichnet, lässt sich laut Helmut Tschiersky, ehemals Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in die Kategorien Addition, Substitution, Manipulation und Falschdarstellung einteilen. Zu den am häufigsten in den vergangenen Jahren durch Betrug aufgefallenen Lebensmitteln zählt Olivenöl. Auch Biolebensmittel, Honig, Kaffee, Tee, Wein und Spirituosen, Gewürze sowie Safran waren Gegenstand betrügerischer Manipulationen zu Lasten der Verbraucher.

Um diese Praktiken zu bekämpfen hat Baden-Württemberg ein Forschungsprojekt „Food Fraud - Analytik gegen Lebensmittelbetrug und Täuschung“ etabliert, das von den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern (CVUÄ) des Landes durchgeführt wird. Das Projekt, sollte dazu dienen die Authentizität von Lebensmitteln zu überprüfen, die häufig illegalen Praktiken unterfallen. Dazu wurden Methoden entwickelt mit denen Herkunftsangaben oder die Authentizität überprüft werden können.

Über die seit Projektbeginn im August 2018 erzielten Ergebnisse haben die Ämter im Netz wie folgt berichtet:

Mittels Multivariater Datenanalyse wurden Ergebnisse der Stabilisotopenanalytik, der NMR-Messung und Daten der Elementanalytik von Äpfeln ausgewertet. Das Ziel heimische Äpfel gegenüber solchen aus Niedersachsen, Südfrankreich und Südtirol zu unterscheiden, konnte dabei noch nicht zufriedenstellend erreicht werden.

Eine ähnliche Fragestellung wurde bei Spargel bearbeitet. Hier zeigte die Diskriminanzanalyse der Sauerstoffisotopenverhältnisse im Spargelwasser und eine Reihe weiterer Parameter gelang eine teilweise Unterscheidung der Herkünfte aus Spanien, Italien und Peru von Spargel südwestdeutscher Provenienz. Für differenziertere Aussagen zur Herkunft werden noch weitere Daten an authentischen Vergleichsproben erhoben.

Zur Unterscheidung von Eiern aus biologischer oder konventioneller Erzeugung wurden die Stabilisotopen-Verhältnisse von Wasserstoff und Sauerstoff herangezogen. Die dabei festgestellten Unterschiede der Werte von Eiern aus beiden Erzeugungsarten erwiesen sich als Grundlage für die Beurteilung in der amtlichen Überwachung geeignet.

Verfälschungen von Arabica-Kaffee mit minderwertigen Robusta-Kaffeebohnen lassen sich anhand des für Robusta-Bohnen charakteristischen 16-O-Methylcafestol-Signals schnell und eindeutig mittels 1H NMR-Messung nachweisen. Weiter konnten die Herkünfte von Kaffeeproben aus verschiedenen Anbauländern an der unterschiedlichen Korrelation der Stabilisotopenverhältnisse des Sauerstoffs (δ18O) und des Wasserstoffs (δ2H) erkannt werden.

Honig wird zu den Lebensmitteln mit hohem Verfälschungsrisiko gezählt. Es konnte gezeigt werden, wie ein sonst nach der klassischen Untersuchung unauffälliger Waldhonig an Hand eines 1H-NMR-Spektrums als unzutreffend bezeichnet zu erkennen ist. Auch hier wird das Material an Vergleichsdaten noch durch weitere Untersuchungen an authentischen, trachttypischen Proben untermauert.

In Nahrungsergänzungsmitteln werden immer wieder gefährliche Stoffe nachgewiesen. Die etablierten Analysen sind mitunter zeitaufwändig und schwierig. Im Rahmen des Forschungsprojektes gelang es mit Hilfe eines NMR-Verfahrens Hinweise auf gefährliche Stoffe wie DMAA, DMBA, DMHA, PEA, MPEA, EPH, SYN und YOH, die unter anderem zur Leistungssteigerung dienen, zu erhalten. Eine Quantifizierung der genannten Analyten, die teilweise auch auf der WADA-Liste für verbotene Dopingstoffe stehen, wurde im Rahmen des Projektes entwickelt.

Bei der derzeit angewendeten Methode zur Bestimmung des Proteingehalts werden organische Stickstoffverbindungen wie Melamin fälschlicherweise miterfasst. Dazu wird an einer Methode gearbeitet, um Verfälschungen durch organische Stickstoffverbindungen wie Melamin, Harnstoff, und ähnliche Substanzen zu identifizieren.


QUELLEN:

  •         Annweiler, E. Schilling, V. Waiblinger, H-U., Weber, S. und Kuballa, Th.; CVUAs Baden-Württemberg: Neue Analysenmethoden gegen Lebensmittelbetrug und Täuschung
  •         www.cvuas.de (Start > CVUA Freiburg/ Karlsruhe > Aktuelle Meldungen aus Freiburg/ Karlsruhe > Neue Analysenmethoden gegen Lebensmittelbetrug und Täuschung) vom 10.07.2020
  •         www.food-monitor.de (Start > Informationsdienst (ABO) > Markt und Produkte > Die Top 10 des Lebensmittelbetrugs) vom 08.11.2017


Dr. Herbert Otteneder (Food & Recht, 11/2020)

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