Hypoglycin A kommt in hohen Konzentrationen vor allem in unreifen Akee- und Litschi-Früchten vor sowie in den Samen und Keimlingen verschiedener Ahorn-Bäume. Beim Menschen kann das Gift schwere Erkrankungen auslösen. 2017 konnte ein Forschungsteam nachweisen, dass das Gift für den plötzlichen Tod mehrerer Hundert Kindern in Indien nach dem Verzehr von Litischies verantwortlich war. Die Substanz stört den Energiestoffwechsel im Körper. 2013 konnte nachgewiesen werden, dass Hypoglycin A aus Ahornbäumen für die sogenannte Atypische Weidemyopathie bei Pferden verantwortlich ist.
Analysiert wurden Milchproben aus den Milchtanks oder Abfüllstationen in Norddeutschland. Für die Untersuchung der Proben kam ein spezielles Massenspektrometrie-Verfahren zum Einsatz. Hypoglycin A wurde nur in den Rohmilchproben des Betriebs gefunden, auf dessen Weide ein Ahornbaum stand. Konzentration der Substanz lag bei 17 und 69 Mikrogramm pro Liter Milch. Das seien laut Wissenschaftlern geringe und sehr unterschiedliche Konzentrationen. Wenn man aber bedenke, dass auf der Weide nur ein einziger Baum stand und die Proben aus einem Sammeltank stammten, so sei ein Nachweis trotzdem überraschend.
Unklar sei bisher, wie viel von dem Gift die Kühe aufnehmen müssen, damit nachweisbare Konzentrationen in die Milch gelangen. Auch, ob die Substanz bei der standardmäßigen Behandlung von Milch und der weiteren Verarbeitung zu Lebensmitteln zerstört wird, ob die geringe Konzentration überhaupt ein Grund zur Besorgnis ist und wie sich diese womöglich verhindern lasse, müsse in Folgestudien untersucht werden.
QUELLE:
- Pressemitteilung Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vom 09.06.2021
Dr. Greta Riel