BPA als Ursache für „Kreidezähne“ unwahrscheinlich

BPA als Ursache für „Kreidezähne“ unwahrscheinlich

Bisphenol A (BPA) ist ein Ausgangsstoff für Polycarbonat-Grundstoffe und Epoxidharz und gehört zu den weltweit am meisten produzierten Chemikalien. BPA findet sich nach wie vor in vielen Lebensmittelkontaktmaterialien und Alltagsprodukten. Über die Risikobewertung dieser Umweltchemikalie wird seit Jahren diskutiert. BPA wird aufgrund seiner hormonellen Wirkung als „Endokriner Disruptor“ und damit als besonders besorgniserregende Substanz eingestuft.
 
Mit der Verordnung (EU) 2018/213 hat die EU-Kommission nach einem Verbot bei der Herstellung von Babyflaschen (2011) weitere Einschränkungen zur Verwendung von BPA vorgegeben. Seit einigen Jahren wird über Untersuchungen berichtet, wonach sich in Tierversuchen ein (möglicher) Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber BPA und Mineralisationsstörungen des Zahnschmelzes („Kreidezähne“: Molar-Incisor-Hypomineralisation (MIH)) ergeben hat.
 
Die Mineralisationsstörungen traten überwiegend (71 %) bei männlichen und nur zu 31 % bei weiblichen Ratten auf. Identifiziert wurden offenbar hormongesteuerte Signalwege, die die Zahnentwicklung der Ratte beeinflussen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die vorliegenden Daten bewertet und kommt zu dem Schluss, dass es keinen gesicherten Zusammenhang zwischen der Aufnahme von BPA über Lebensmittelkontaktmaterialien und der Entstehung von MIH bei Kindern gibt. Laut neueren Daten aus den Niederlanden beträgt die orale Aufnahme von BPA bei Kindern in der stark exponierten Gruppe 0,14 µg/kg Körpergewicht/Tag und ist damit 35-fach niedriger als die Dosis, die seinerzeit im Tierversuch verwendet wurde. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Aufnahme von BPA durch den Menschen und der toxikokinetischen Unterschiede zwischen Ratte und Mensch in der neonatalen Phase erscheint deshalb ein direkter Zusammenhang zwischen BPA und MIH für den Menschen unwahrscheinlich. Vielmehr ist hier von einem multifaktoriellen Geschehen auszugehen.

KURZGEFASST:
Bisphenol A (BPA) kann unter anderem in Lebensmittelkontaktmaterialien vorkommen und wird als „Endokriner Disruptor“ eingestuft, dessen Verwendung für die Herstellung von Säuglingsflaschen verboten ist ‒ ein Zusammenhang zwischen den „Kreidezähnen“ bei Kindern und der Aufnahme von BPA ist nach derzeitigem Stand des Wissens (Bundesinstitut für Risikobewertung) unwahrscheinlich.


QUELLE:

• Mitteilung Nr. 25 des BfR vom 03.08.2018


Univ.-Prof. Dr. Walther Heeschen
Dipl.-Ing. Agr. Jan Peter Heeschen

 

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